Alles was wir denken, über SEO zu wissen, ist nur durch das Sammeln von Erfahrungen, A/B-Tests, Bauchgefühl oder durch Hören/Sagen kommuniziert worden. Suchmaschinen selbst geben keine Einblicke in ihren Algorithmus.
Ein Gastbeitrag von Raymond Eiber, technischer SEO / SEA Consultant bei der eology GmbH.
Resultierend daraus ist es nicht verwunderlich, dass sich diverse Mythen in der SEO-Szene verbreiten und schon seit Jahren für hitzige Diskussionen bei SEO-Events sorgen.
Ganz im Stile der Mythbusters klären wir acht SEO-Mythen auf – das heißt, es gibt bei jedem Mythos drei mögliche Ausgangssituationen:
Zerstört
Eindeutiger Nachweis, dass der Mythos falsch ist
Plausibel
Kein Eindeutiger Nachweis
Bestätigt
Eindeutiger Nachweis, dass der Mythos richtig ist
SEO-Mythos 1: Eine Seite, die nicht indexiert ist, wird nicht gecrawlt | Zerstört
Google nimmt diverse Änderungen auf nicht indexierten Seiten wahr. Sofern das Crawlbudget einer Seite nicht aufgebraucht wurde, wird jede für Google erreichbare URL gecrawlt. Unterbinden kann man dies nur, wenn man Google den Zugriff mancher Seiten nicht gewährt, z. B. so:
- mit Hilfe eines Login-Bereichs
- dem Ausschließen über der Robots.txt
- der „noindex“ bzw. „nofollow“-Kennzeichnung
Tipp
In den Server Log Files kann man einsehen, wann Google welche Seite gecrawlt hat.
SEO-Mythos 2: Meta-Keywords sollte man nicht mehr einpflegen | Bestätigt
Das HTML-Tag, das speziell ins Leben gerufen wurde um mit Keywords angereichert werden zu dürfen, hieß Meta-Keywords. Dies ist ein Überbleibsel aus einer Zeit, als der Google-Algorithmus noch in den Kinderschuhen steckte. Webmaster durften nach Lust und Laune Keywords für jede einzelne Zielseite definieren und für jene haben diese dann auch gerankt.
Seit geraumer Zeit werden diese Meta-Keywords vollständig von Google ignoriert. Somit muss sich keiner mehr verpflichtet fühlen, diese Felder in alten CMS-Systemen zu pflegen.
Tipp
Unter dieser URL kann man ganz genau sehen, welche Meta-Auszeichnungen Google verwertet:
https://support.google.com/webmasters/answer/79812?hl=de
SEO-Mythos 3: Meta-Description ist ein Rankingfaktor | Plausibel
Bei der Suchmaschinenoptimierung gehört die Meta-Description zu den ersten Sachen, die Nutzer wahrnehmen. Dies wirft dann eine Frage in den Raum: „Müssen die Hauptkeywords mit enthalten sein?“
Dies kann man mit Ja und Nein gleichzeitig beantworten. Nein, weil es von Google nicht für die Rankingpositionierung verwertet wird und ja, weil es dennoch einen positiven Impact auf das Ranking hat.
Denn jedes Wort, was in der Suchmaske eingegeben wird, wird ebenfalls in der angezeigten Meta-Description hervorgehoben. Eine ansprechende Gestaltung des Snippets in den Suchergebnissen kann den Nutzer auch zum Klicken animieren.

Tools wie das von Torben Leuschner helfen bei der Snippet-Gestaltung
SEO-Mythos 4: Wenn ich einen Link als „nofollow“ kennzeichne, gewinnen die anderen Links der linkgebenden Seite an Stärke | Zerstört
Mit der Kennzeichnung von „nofollow“ wird dem Google-Bot gesagt, dass die dahinter liegende Seite nicht gecrawlt oder bei einer seitenweiten Kennzeichnung (über das Meta-Robots-Tag) überhaupt kein Link auf der aktuellen Seite gecrawlt werden soll.
Das heißt aber nicht, dass der s.g. Linkjuice (oder auch Link-Power genannt) den anderen Links übergeben wird. Durch die Auszeichnung eines Links mit „nofollow“ geht der Linkjuice direkt verloren.
Tipp
Wenn eine externe Seite auf die besagte Zielseite verlinkt, wird diese (trotz „nofollow“-Auszeichnung) dennoch gecrawlt und auch indexiert, sofern keine Restriktion hinterlegt ist.
Mehr Infos:
https://support.google.com/webmasters/answer/96569?hl=de
SEO-Mythos 5: Nicht auf Startseite verlinken, wenn eine Seite nicht erreichbar/nicht abrufbar ist, sondern eine 404-Seite | Bestätigt
Einzelne Seiten verlieren oft ihre Daseinsberechtigung im Internet – sei es durch den Abverkauf von Produkten in einem Online-Shop oder eine neue Strukturierung der Informationsarchitektur einer Webseite.
Das Problem ist jedoch, dass externe Seiten (und auch zum Teil die eigene Seite) noch auf diese Seiten verlinken. Die ankommenden Nutzer müssen jetzt mit einer Seite abgefangen werden, welche sie nicht sofort wieder abspringen lässt.
Gleichzeitig muss man dem Browser (und dadurch auch dem Google-Crawler) übermitteln, dass es diese Seite nicht mehr gibt.
Gibt es für die entfernte Seite kein passendes Äquivalent, auf die mit einem 301-Status-Code weitergeleitet werden kann, so sollten Webseiten-Betreiber wie folgt vorgehen:
- Die URL der entfernten Seite soll weiterhin erreichbar sein.
- Ein 404-Status-Code soll anstatt einer 200er übermittelt werden.
- Die interne Verlinkung zu dieser URL soll aufgehoben werden.
- Bonus
Die Seite sollte den Nutzer auf ähnlich relevante Seiten aufmerksam machen.
https://support.google.com/webmasters/answer/93641?hl=de
Statt eine reine Fehlermeldung auszugeben, können 404-Seiten auch kreativ gestaltet werden.
SEO-Mythos 6: Je mehr eingehende Backlinks ich habe, desto besser | Plausibel
Ja, nein, jain! Es kommt auf Anzahl der qualitativen Links an. Das Augenmerk einfach nur auf Masse statt Klasse zu richten und so viele externe Verlinkungen wie möglich auf die eigene Seite zu generieren, wird nicht den gewünschten Erfolg bringen (im schlimmsten Fall erhält man sogar eine Abmahnung von Google).
Nicht vergessen, die verlinkende Seite (und auch Domain) sollte folgenden Anforderungen entsprechen:
- Sie muss Themenrelevanz haben zur eigenen Seite.
- Sie muss relevanten Content auf der Seite vorweisen können.
- Sie sollte im Index von Google sein und auch relevanten Traffic erzielen.

Bei fiverr.com lassen sich Backlinks kaufen – das kann auch nach hinten losgehen
SEO-Mythos 7: Sitemaps sind Rankingfaktoren | Plausibel
Sitemaps werden erst zum Rankingfaktor, wenn eine Seite so groß ist, dass das Crawl-Budget aufgebraucht wurde, bevor jede URL von Google angeschaut wurde.
Mit anderen Worten: Kleine Seiten werden keinen großen Impact von einer Sitemap mitbekommen, große Seiten hingegen merken einen größeren Unterschied.Schaden können Sitemaps aber kleinen Seiten nicht.

Sitemaps sind bei großen Seiten (auch für Bilder) sinnvoll
SEO-Mythos 8: Keyword-Domains verbessern das Ranking | Zerstört
Zalando, ASOS, Netflix, Otto, Amazon, usw. all diese großen Internetseiten haben keine Keyword-Domain. Früher hat Google den Namen einer Domain mit in ihrem Algorithmus verwertet.
Heute ist Google schlauer und wertet Domains dafür nach ihrem Brand-Faktor. Wenn der Algorithmus erkennt, dass ein Brandname wie „Zalando“ oft gesucht wird, dann wird das gesamte Ranking der jeweiligen Domain verbessert.
Nachdem einige der SEO-Mythen nun aufgeklärt wurden, empfehlen wir als weiterführende Literatur zum Thema SEO das Whitepaper „SEO für Onlineshops 2018“ der eology GmbH.
Es zeigt, wie man die Suchmaschinenoptimierung eines Onlineshops professionell aufsetzt und durchführt, inklusive Strategie- und Handlungsempfehlungen.