Guck mal was da rankt



Auch wenn dieser Artikel eventuell etwas frustig rüberkommen wird, beabsichtigt ist das nicht. Fast täglich wird eine neue Sau durchs SEO-Dorf getrieben, mit Dingen die man bei der Gestaltung, Programmierung und Optimierung von Webseite beachten muss. Da ist wahrscheinlich auch immer viel tolles Zeug dabei, für viele Seiten scheinen diese Kriterien nicht zu gelten. Es ist verwunderlich was so alles bei Google in den vorderen Suchergebnissen auftaucht. Nicht das die Betreiber mancher Seiten das Wort Suchmaschinenoptimierung schon einmal gehört haben dürften, auch Layout und Usability kennen sie bestenfalls nur von der Durchreise.

Konkret geht es um den Bereich Noten. Das ist eine Produktgruppe bei der Musiker schon Wert auf ein ordentliches Produkt legen, da diese 1. nicht billig sind und 2. ein gewisses Maß an Können beim Notensatz verlangen. Wobei Punkt 1 auch durch Punkt 2 abhängig ist.
Schließt man allerdings von der Webseite mancher Musikverlage auf die angebotenen Produkte (was hier definitiv nicht der Fall sein soll), könnte man im ersten Moment getrost davon ausgehen, dass denen keine lange Lebensdauer beschieden sein wird. In der Tat sind hier die Suchergebnisse mit Webseiten vollgepropft, die der Sohn des Schwiegersohns vom Nachbarn mütterlicherseits schräg gegenüber während des XBox zockens mit Frontpage zusammengeklickt hat.
Sollte ein Rankingfaktor von Google wirklich die Aufenthaltsdauer auf der Webseite bis zur Rückkehr zur Suchmaschine sein, dürfte sich ein Großteil dieser Seiten eigentlich kaum auf den ersten 5-6 Seiten finden lassen.

Quelltext und Layout zum Grausen

Es ist 2013, HTML5 setzt sich langsam durch und die Browser sind mittlerweile auch alle so ziemlich auf dem selben technischen Stand. Selbst des Webdesigners ungeliebtes Kind, der Internet Explorer, ist heute wieder eine brauchbare Surfmaschine. Webseiten gestalten wird eigentlich leichter und komfortabler, gerade weil HTML5 und CSS mächtige Werkzeuge sind.
Nun kann man nicht erwarten das jeder sofort, immer und direkt seine Webseite auf den neuesten Stand bringt oder bringen kann. Dann wären wir alle wahrscheinlich den lieben langen Tag mit nichts anderem mehr beschäftigt.

Drei besonders haarige Beispiele übelster Quelltextkunst, die dringendst einer Überarbeitung bedürfen, möchte ich hier aber einmal präsentieren:

Frontpage Chaos

 

Ja, dem auf SEO bedachten Webseitengestalter wird es bei diesem Anblick wahrscheinlich den Intimbereich zusammenfalten. Das ist der ganze Head-Bereich des HTML-Dokuments. Keine Description, keine Keywords (die angeblich nichts bringen sollen) lediglich der Title-Tag mit einigermaßen relevanten Wörten.
Wer das sieht, kann natürlich auf den Rest der Seite schließen. Alles ist voll Frontpage. Webdesign zusammengeklickt mit einer Software von 2002 die schon damals nicht standardkonform gearbeitet hat.

Beispiel 2

 

Beispiel 2 sieht doch schon besser aus (Ironie). Immerhin wurde hier bereits Visual Studio 7 benutzt, das immerhin aus dem Jahr 2003 stammt. Besonders witzig: Diese HTML-Seite wurde anscheinend mit C# programmiert. Auch hier: Nur ein Title-Tag – das wars.

Vom dritten Beispiel konnte ich kaum einen Screenshot anfertigen, darum müssen die erklärenden Worte genügen. Ganze 370 Zeilen (!) Javascript (für die Navigation) beginnen direkt am Seitenanfang. Dazwischen wurde wild der HTML-Head eingestreut, aber auch nur wieder mit dem Title-Tag. Der Rest muss in dem ganzen Gewusel vergessen worden sein.

Alle Beispiele haben veraltete Technik, bauen teilweise auf Frames auf, plärren einen teilweise beim Öffnen der Seite mit den neuesten Kreationen aus den Lautsprechern an und haben eigentlich überhaupt keine zwei zusammenhängende Sätze, die der Suchmaschine oder dem Besucher vermitteln könnten, um was es auf der Webseite eigentlich geht. Auch Basics wie strukturierte Überschriften (H1-H6), alt-Tags bei Bildern oder Title-Tags bei Links – Fehlanzeige. Vom Design und der daraus resultierenden Usability ganz zu schweigen. Teilweise nicht funktionierende Navigationen und undurchsichtige Strukturen verwirren den Besucher.

Und dennoch: Alle drei Beispiele ranken trotz der neandertalergleichen Technik auf Seite 1 und 2. Das Keyword liefert 135.0o0 Ergebnisse, kann also als Nische bezeichnet werden.
Aber warum ranken diese Seiten so gut?

Wieso ranken unoptimierte Seiten?

Wieso ranken Seiten, deren Technik und Layout allesamt aus der Steinzeit des Internets zu stammen scheinen? Legt Google etwa doch keinen Wert auf diese Faktoren? Berücksichtigt Google das Domainalter, dann sind die Domains teilweise berechtigt dort. Teilweise sind die Domains der Top-10 über 10 Jahre alt.
Die Antwort auf die Frage, wieso Seiten ohne ordentlichen Inhalt, Null SEO und technischem Rückstand gut ranken, ergibt sich vermutlich einfach aus dem mangelndem Angebot an guten Seiten zu diesem Thema. Wie gesagt, von den Produkten die diese Seiten anbieten, ist hier nicht die Rede. Google kann gar nicht anders als diese Ergbnisse zu zeigen, da bessere einfach nicht vorhanden sind. Man darf gespannt sein, ob diese Seiten irgendwann einmal in einen Filter geraten und dann in hintere Ränge verschwunden sind.

 



3 Kommentare:

  1. Hi Steffen,

    beim Zweiten Quellcode-Snippet gibt es ja immerhin einen Doctype :-p

    Zu Description und Kewords: Beides ist kein Rankingfaktor, hat Google schon 2009 offiziell bestätigt. Und auch in den aktuellen Guidelines für Webmaster ist das nachzulesen. Die Keywords kann man also getrost weglassen.
    Die Description ist sozusagen die „kostenlose Werbefläche“ in den Suchergebnissen. Die sollte natürlich die Userwünsche befriedigen, sodass sie darauf klicken.

    Warum solche Seiten trotzdem ranken? Das Alter kann eine Rolle spielen, eventuell ist eine Keyworddomain vorhanden. Auch Backlinks spielen natürlich eine Rolle. Wenn es keine guten Referenzen in diesem Bereich gibt, muss ich Google zwischen Pest und Cholera entscheiden :-)

    • Zum Einen wird es das Alter sein, die Backlinks sind eher so das übliche Webkataloggedöhns. Google hat einfach nichts besseres.
      Ich glaube die Keywords werden irgendwann einmal wieder für irgendwas gut sein. Ich denke, es ist kein Fehler diese auf jeden Fall drin zu haben. In Maßen, versteht sich.

  2. Ein sehr interessanter Artikel. Das Fazit ist ja auch logisch. Wenn keine ordentlichen Seiten zu diesem Thema vorhanden sind muss Google eben das nehmen was da ist auch wenn es komplett veraltet ist. Entsteht eine Seite mit dem gleichen Themengebiet, auf neuestem technischen Stand, wird sie die Alte sehr schnell überholen.

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